Die alte sozialistische Arbeiterbewegung hat einen schlechten Ruf – schon der Titel
ist patriarchal, und auch Rassismus und Antisemitismus kamen nach gängiger linker
Auffassung bestenfalls als “Nebenwidersprüche” vor. Doch ist das wirklich alles so
einfach?
Der Historiker Ralf Hoffrogge hat diese Frage untersucht. In seiner Einführung “Sozialismus
und Arbeiterbewegung” in der Reihe theorie.org widmete er sich der Geschichte
der sozialistischen Bewegung in Deutschland. Seine These: Kämpfe um das
Soziale waren Kernfrage, aber nie einziges Thema der sozialistischen Arbeiterbewegung.
Sie beschäftigte sich schon im 19. Jahrhundert mit Geschlechterverhältnissen,
kämpfte gegen rassistische Diskriminierung und Antisemitismus, setzte sich gegen
die Kriminalisierung von Homosexualität ein. Diese Breite zeitgenössischer Diskussionen
soll in der Veranstaltung kurz vorgestellt werden. Es gilt, neu zu diskutieren,
wie in der Vergangenheit verschiedene Kämpfe um Emanzipation zusammengeführt
wurden – oder auch scheiterten. Denn auch das Wissen um historische Niederlagen
ist besser als ein geschichtsloser Zustand, in der selbst die Idee des Kampfes abwesend
ist.
Buchtipp zur Veranstaltung:
http://www.theorie.org/titel/655_sozialismus_und_arbeiterbewegung_in_deutschland